Sckells Gärten und Parks
Kellergarten Dirmstein
Überblick
Sturmfederscher Kellergarten Dirmstein
Verwalter
Katholische Hospitalstiftung Dirmstein
Adresse
Fläche der Anlage
4 Hektar
Entstehungszeit
Zustand
Über den Kellergarten
Ein Blick auf das Urkataster der pfälzischen Ortsgemeinde Dirmstein zeigt um 1841 eine Park- und Gartenlandschaft mit sieben Englischen Landschaftsgärten, die den vielen alten Gebäuden des 800 Jahre alten Ortes den entsprechenden äußeren Rahmen lieferten. So wurde auch Friedrich Ludwig von Sckell als renommierter Gartenkünstler um 1790 hier tätig. Der sogenannte Kellergarten, dessen Namensursprung nicht vollständig geklärt ist, wurde zum Ende des 18. Jahrhunderts auf dem Areal der verfallenden ehemaligen Burg der Ritter Lerch von Dirmstein von Sckell im Stil des klassischen Englischen Landschaftsgartens angelegt. Geschwungene Wege leiten den Besucher entlang einer mit Baum- und Strauchgruppen bepflanzten Wiesenfläche. Die Mitte des Gartens wird von einem Teich geziert, dessen Zu- und Ablauf in die umgebenden Bachläufe münden.
Sturmfederscher Kellergarten Dirmstein, Ausschnitt aus dem Urkatasterplan von 1837, © Landesarchiv Speyer
Sturmfederscher Kellergarten Dirmstein, Ausschnitt aus dem Urkatasterplan von 1837, © Landesarchiv Speyer
Ein kleiner Bachlauf zur Speisung des Teichs wird an drei Stellen von zierlichen Brücken gequert. Am südlichen Teichufer schiebt sich eine kleine mit einem runden Platz versehene Halbinsel in die Wasserfläche. Direkt gegenüber erstreckte sich ein formaler Küchengarten, parallel zur nördlichen Umfassungsmauer. Die perfekt inszenierte Bepflanzung ermöglicht immer wieder neue Ausblicke, die von verschiedenen Ruheplätzen mit Bänken aus zu genießen sind. Dichte Gehölzgruppen, in früheren Zeiten Pyramidenpappeln, umrahmten die Gartenanlage und schufen so einen intimen Raum und Ruhepol. Die traditionsreiche örtliche Katholische Hospitalstiftung mit der Ortsgemeinde Dirmstein und der Landesdenkmalbehörde beauftragten 2005 ein gartenhistorisches Gutachten zu dem damals verwilderten Gelände. Es folgten Grabungen im Gelände zur Verifizierung von Wegeverläufen und des verlandeten Teichs. So konnte ab 2009 die Instandsetzung auf Grundlage der Sckell’schen Vorgaben, die in dem Urkataster von 1841 dokumentiert sind, erfolgen.
Nach umfangreichen Rodungsmaßnahmen wurde das gartenkünstlerische Kleinod bis auf den Teich und die Wasserläufe behutsam wieder instandgesetzt. Aufgrund der Veränderungen der Wasserzu- und -abläufe war es lediglich möglich, diese in der Kubatur wiederherzustellen. Außer der im Garten liegenden ehemaligen Burg finden sich an der Südspitze außerhalb des Geländes das frühere klassizistische Herrenhaus und „Badehaus“ der Gräfin von Brühl. Eine früher im Haus stehende Marmorbadewanne ist heute im Vorgarten mit Blumen bepflanzt noch auffindbar. Die Gebäude sind privat vermietet. Heute wird die kleine Parkanlage von der Ortsgemeinde gepflegt und bildet einen romantischen Rückzugsort für Einheimische und Besucher, deren Wertigkeit als letzterhaltene Gartenanlage von Sckell in der Pfalz gewürdigt wird.
– Stella Junker
Impressionen
Sturmfederscher Kellergarten Dirmstein, Blick auf Blick auf den ehem. Bachlauf mit der Brücke, Foto: © Dr. Georg Peter Karn, 2011
Sturmfederscher Kellergarten Dirmstein, Blick in das Wiesental mit ehem. Teich, Foto: © Dr. Georg Peter Karn, 2016
Sturmfederscher Kellergarten Dirmstein, Blick auf den ehem. Teich mit der Brücke, Foto: © Dr. Georg Peter Karn, 2016
Sturmfederscher Kellergarten Dirmstein, Blick auf den ehem. Teich und das Badehaus, Foto: © Dr. Georg Peter Karn, 2011
Sturmfederscher Kellergarten Dirmstein, Ausschnitt aus dem Urkatasterplan von 1837, © Landesarchiv Speyer
Sturmfederscher Kellergarten Dirmstein, Blick auf die sog. Burg, Teich und Wohnhaus, Aquarell von Friedrich Schenck, 1866, © GDKE Landesdenkmalpflege
Literatur
Lipowsky, Felix Joseph: Baierisches Künstler-Lexikon, München 1810, Band 2, S. 96.
Sckell, Friedrich Ludwig von: Beiträge zur bildenden Gartenkunst für angehende Gartenkünstler, München, 2. Auflage 1825. Nachdruck: Worms 1982. (Grüne Reihe, Band 5), S. XII.
Junker-Mielke, Stella: Verborgene Gärten in Rheinland-Pfalz, Lindenberg 2005.
Junker-Mielke, Stella: Sturmfeder’scher Kellergarten – Gartenhistorische Untersuchung, Worms 2006.