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Friedrich Ludwig von Sckell (1750–1823)

Leben & Werk

Der Gartenkünstler und Stadtplaner Friedrich Ludwig Sckell ist der bedeutendste deutsche Gartenkünstler seiner Generation. Als kurfürstlicher Hofgärtner und seit 1804 bayerischer Hofgartenintendant sowie in privatem und kommunalem Auftrag realisiert er zahlreiche und bedeutende Gartenanlagen. Mit klassisch schönen „Bildern der Natur“ entwirft Sckell Landschaftsgärten, die sich durch große Dimensionen, ausgefeilte räumliche Gestaltungen und einen respektvollen Umgang mit dem Vorhandenen auszeichnen. Rund 40 Gärten und Parks vorrangig im südwestdeutschen und süddeutschen Raum gehen auf ihn zurück.
Sckell entstammt einer Familie, aus der über mehrere Jahrhunderte zahlreiche Gärtner hervorgegangen sind. Am 13. September 1750 wird er in Weilburg an der Lahn geboren. Seine erste Ausbildung erhält er in Schwetzingen bei seinem Vater, dem Hofgärtner Johann Wilhelm Sckell (1722-1792).

Carl von Zimmermann, Portrait Friedrich Ludwig von Sckell, um 1810, Münchner Stadtmuseum

Carl von Zimmermann, Portrait Friedrich Ludwig von Sckell, um 1810, Münchner Stadtmuseum

Carl von Zimmermann, Portrait Friedrich Ludwig von Sckell, um 1810, Münchner Stadtmuseum

Friedrich Ludwig von Sckell, Beiträge zur bildenden Gartenkunst, 1825, München, Universitätsbibliothek Heidelberg, Seite 76a

Friedrich Ludwig von Sckell, Beiträge zur bildenden Gartenkunst, 1825, München, Universitätsbibliothek Heidelberg, Titelblatt

Friedrich Ludwig von Sckell, Beiträge zur bildenden Gartenkunst, 1825, München, Universitätsbibliothek Heidelberg, Titelblatt

Sckells Ausbildung in Schwetzingen, in Frankreich und in England verhilft ihm zu einem internationalen Netzwerk. Zwischen 1770 und 1773 lernt er mit einem Stipendium des pfälzischen Kurfürsten Karl Theodor IV. (1724-1799) die französische Gartenkunst in Paris und Versailles kennen. Ab 1773 studiert er die neuen naturnahen Landschaftsgärten in England und kehrt 1776 nach Schwetzingen zurück. 1792 übernimmt er nach dem Tod des Vaters die Stelle des Hofgärtners. Zwischen 1780 und 1790 ist er auch als Hofgärtner bei Herzog Karl II. August von der Pfalz (1746-1795) tätig. 1799 wird Sckell zum Gartenbaudirektor für die Rheinpfalz und Bayern ernannt. Seit 1789 ist er zunächst vorübergehend, seit 1799 häufiger in München tätig. Aber erst als ihm 1804 die neu gegründete Hofgartenintendanz für ganz Bayern angeboten wird, zieht er ganz in die bayerische Residenzstadt.

Sckell befindet sich mit der Anlage und Gestaltung des Englischen Gartens und der landschaftlichen Überformung des Nymphenburger Schlossgartens auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Der bayerische König Max I. Joseph verleiht ihm 1808 den Zivildienstorden der Bayerischen Krone, mit dem der persönliche Adel verbunden ist. Sckell gilt als Begründer der klassischen Phase des Landschaftsgartens in Deutschland. In seinem Buch „Beiträge zur bildenden Gartenkunst für angehende Gartenkünstler und Gartenliebhaber“ präsentiert er sich als geübter Mann der Praxis, der seine Lehren jungen Künstlern und interessierten Gartenliebhabern mit auf den Weg gibt.

Friedrich Ludwig von Sckell, Beiträge zur bildenden Gartenkunst, 1825, München, Universitätsbibliothek Heidelberg, Seite 76a

Friedrich Ludwig von Sckell, Beiträge zur bildenden Gartenkunst, 1825, München, Universitätsbibliothek Heidelberg, Seite 76a

Friedrich Ludwig von Sckell, Beiträge zur bildenden Gartenkunst, 1825, München, Universitätsbibliothek Heidelberg, Seite 76a

Von-Sckell-Denkmal, München
Denkmal für Friedrich Ludwig von Sckell, Entwurf Leo von Klenze, Ausführung Ernst von Bandel, 1824, Englischer Garten München, Foto: © Daderot, Wikipedia 2011
Denkmal für Friedrich Ludwig von Sckell, Entwurf Leo von Klenze, Ausführung Ernst von Bandel, 1824, Englischer Garten München, Foto: © Daderot, Wikipedia 2011

Sckell stirbt am 24. Februar 1823 hoch geachtet in München. Sein Grab auf dem Alten Südlichen Friedhof ist erhalten. Auch seine Schwiegersöhne, die Maler Clemens von Zimmermann und Carl Rottmann, sind hier beigesetzt. Der bayerische König Max I. setzte ihm 1824 im Englischen Garten eine Gedenksäule. Auf ihrem Sockel steht:

„Dem sinnigen Meister
Schoener Gartenkunst,
Der sein volles Verdienst
Um der Erde reinsten Genuss
Durch diese Anlage kroente,
Hiess diesen Denkstein sezzen
Sein Koenig Max Joseph.
MDCCCXXIV.“

Sckells Gestaltungs­prinzipien

Respektvoll war sein Umgang mit bereits vorhandenen, geometrisch gestalteten Barockgärten. Bei der Modernisierung vorhandener Anlagen bezog Sckell gewachsene Qualitäten, ortsgegebene Besonderheiten und Kulturleistungen der Vorgängergenerationen ein. Ehrwürdige Altbäume, alte Alleen, funktionale Wegeverbindungen und vorhandene Wald- und Wasserflächen integrierte er ebenso in sein Werk wie Gebäude und Bauteile früherer Generationen.

„[…] daß man eben nicht gar zu strenge gegen die alte symmetrische Gartenkunst, wo sie noch besteht, verfahren und sie ganz aus den neuern Gärten verbannen sollte […]“

– aus F. L. v. Sckell: Beiträge zur bildenden Gartenkunst, 2. Ausgabe, München, 1825, S. 202

Friedrich Ludwig von Sckell, Beiträge zur bildenden Gartenkunst, 1825, München, Universitätsbibliothek Heidelberg, Seite 76a
Der Garten zu Eulbach, Foto: © Inken Formann, 2018
Der Garten zu Eulbach, Foto: © Inken Formann, 2018

Sckells Entwurfsmethode

Friedrich Ludwig von Sckell hat die Grundzüge seiner Gartengestaltungen zunächst im Kopf erdacht und auf dem Zeichenpapier entworfen. Seinen Entwurf übertrug er dann in das Gelände mit einer Methode, die er nach 40 Jahren Berufserfahrung in seinem Buch „Beiträge zur bildenden Gartenkunst“ niederschrieb. Mit einem Zeichenstock ritzte er – aufrecht und zügig voranschreitend – den Grundriss in den Boden. Oft passte er dabei seine Gestaltungsabsichten an die Gegebenheiten vor Ort an.

Sein Zauberstab

Zeichenstab, Drawing-poynt, Traçoir, Porte-crayon du traceur sur le terrein, Tracing-staff – es gibt viele Begriffe für dieses Gartengerät, mit dem Gärtner im Terrain zeichneten. Im Jahr 1660 beschreibt der englische Gartenliebhaber John Evelyn in seinem Elysium Britannicum diesen Zeichenstab. Auch Sckell beschreibt in seinem Buch die „Methode, in der Natur zu zeichnen“. Er illustriert sie mit der Darstellung des Gartenkünstlers.

Sckell 2023 Unvergessene Schätze: Logo

Friedrich Ludwig von Sckell, 2021, Studio KOKURI, Katrin Felder & Sebastian Kempke

Friedrich Ludwig von Sckell, 2021, Studio KOKURI, Katrin Felder & Sebastian Kempke

Johan Evelyn, Drawing-Poynt aus Elysium Britannicum, 1660, fol. 57 v (Detail Nr. 17), London British Library, MS 78342

Johan Evelyn, Drawing-Poynt aus Elysium Britannicum, 1660, fol. 57 v (Detail Nr. 17), London British Library, MS 78342

Johan Evelyn, Drawing-Poynt aus Elysium Britannicum, 1660, fol. 57 v (Detail Nr. 17), London British Library, MS 78342

Den Zeichenstab fest auf den Boden drückend, überträgt der Gartenkünstler seine künstlerische Vorstellung ins Terrain:

„In dieser aufrechten Haltung, mit dem vorwärts […] hingerichtetem Blicke, folget er dann mit starken Schritten der schönen Wellen-Linie nach, die ihm seine geübte Einbildungskraft vorbildet, und gleichsam vor ihm herschweben läßt.“

– aus: Beiträge zur bildenden Gartenkunst, zweite Ausgabe 1825, S. 76

Prof. Dr. Iris Lauterbach 

Literatur

Veröffentlichungen von Sckell

Sckell, Friedrich Ludwig von: Beiträge zur bildenden Gartenkunst für angehende Gartenkünstler, München, 1. Auflage 1818, 2. Auflage 1825. Nachdruck:. Worms 1982. (Grüne Reihe, Band 5). Als PDF herunterladen ↗

Ausstellungen

Gebhard, Andrea: Gartenlust und Stadtbaukunst – Friedrich Ludwig von Sckell, Begleitheft zur Ausstellung, München 2000.

Herzog, Rainer: Friedrich Ludwig von Sckell und Nymphenburg. Zur Geschichte, Gestaltung und Pflege des Schlossparks Nymphenburg, Begleitheft zur Ausstellung, München 2003.

Allgemein

Albert, Jost: Friedrich Ludwig von Sckell (1750-1823) – Vom kurpfälzischen Unterhofgärtner zum königlich bayerischen Hofgartenintendanten, in: Das Gartenamt 2001. Berlin/Hannover 2001, Heft 9, S. 613-618.

Blecken, Frank: Die Gärtner-Dynastie Sckell und das Wirken von Friedrich Ludwig von Sckell in Biebrich, in: Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft 2012, hrsg. von Deutsche Dendrologische Gesellschaft. Niedernhausen 2002, Band 97, S. 26 ff.

Dittscheid, Hans-Christoph: Vitruvs Wiedergeburt inmitten der Natur. Zur Rolle der Architektur in Sckells Konzept des Landschaftsgartens, in: Die Gartenkunst 14, 2002, Heft 2, S. 311–325.

Düblin, Patrick: Entwurf eines Gartens im Maßstab 1:1. Anmerkungen zu Friedrich Ludwig von Sckells „Methode, in der Natur zu zeichnen“, in: Auf Abwegen. Pamphlet 23, hrsg. Christophe Girot, Patrick Düblin, Isabelle Fehlmann. Zürich 2019, S. 73–80.

Gebhard, Helmut: Von Sckell bis heute, in Jahrbuch Bayerische Akademie der Schönen Künste in München Schaftlach 2001, hrsg. Bayerische Akademie der Schönen Künste, Band 15, München 2001, S. 523-537.

Grzimek, Günther: Gedanken zur Stadt- und Landschaftsarchitektur seit Friedrich Ludwig von Sckell, München 1973.

Hallbaum, Franz: Der Landschaftsgarten: sein Entstehen und seine Einführung in Deutschland durch Friedrich Ludwig von Sckell 1750 – 1823, München 1927. Als PDF herunterladen ↗

Hannwacker, Volker: Friedrich Ludwig von Sckell: Der Begründer des Landschaftsgartens in Deutschland, Stuttgart 1992.

Hasekamp, Uta: „Allein diese alte symmetrische Gartenkunst (…) hat doch auch ihre Vorzüge“, in: Die Gartenkunst 14, 2002, Heft 2, S. 245-252.

Herzog, Rainer: Die räumlich-visuelle Struktur des Schlossparks Nymphenburg. Planung – Verwirklichung – Erhaltung, in: Die Gartenkunst 14, 2002, Heft 2, S. 289–305.

Herzog, Rainer: Der Englische Garten in München. Gestaltung – Nutzung – Pflege, in: Die Gartenkunst 18, 2006, 1, S. 181-202.

Herzog, Rainer: Der drohende Verlust einer einzigartigen Lösung. die „Fahrstraße“ von 1814 durch den Englischen Garten in München, in: Stadt + Grün, 2019, 12, S. 35-41.

Herzog, Rainer: Neue Erkenntnisse über die Darstellung eines Pflanzenhauses von Friedrich Ludwig von Sckell, in: Zitrusblätter 19, 2019, S. 1-3. Zum Herunterladen auf der Website des Arbeitskreises Orangerien in Deutschland e.V. ↗

Herzog, Rainer, und Michael Degle: Der Monopteros-Hügel im Englischen Garten in München. Über die prinzipielle Annäherung an das ursprüngliche Bild, in: Stadt + Grün, 2020, 10, S. 17-23.

Herzog, Rainer: Der Englische Garten in München und das „Haus der Deutschen Kunst“. Ein irreversibler Eingriff in ein Gartenkunstwerk von Weltrang, in: Iris Lauterbach (Hg.): Aspekte Münchner Gartenkunst 1825-1945: Gärten, Akteure, Institutionen, Worms 2021 (in: Die Gartenkunst 33, 2021), S. 91-120.

Joseph, Anke: Die Wege in den Landschaftsgärten von Friedrich Ludwig von Sckell, Frankfurt am Main 2010.

Jost, Albert: Wiesentäler und Hügel bei Friedrich Ludwig von Sckell, in: Die Gartenkunst 14, 2002, Heft 2, S. 274-288.

Junker-Mielke, Stella: Barocke Gartenlust. Auf Spurensuche entlang der Barockstraße Saarpfalz, Regenburg 2008.

Kulturreferat der Landeshauptstadt München Fachgebiet 10: Stadtgeschichte: Friedrich Ludwig von Sckell 1750-1823, Gartenkünstler und Stadtplaner in München, München 2000.

Lack, Peter: Die Gärtner- und Künstlerfamilie Sckell, in: Die Gartenkunst 14, 2002, Heft 2, S. 195–210.

Lauterbach, Iris: Sckell und Frankreich, in: Die Gartenkunst 14, 2002, Heft 2, S. 221–244.

Lauterbach, Iris: Friedrich Ludwig von Sckell. 1750–1823. Gartenkünstler und Stadtplaner, in: Die Gartenkunst 14, 2002, Heft 14, S. 193-395.

Lauterbach, Iris: Zur Unterscheidung der vier Ausgaben von Friedrich Ludwig von Sckells „Beiträgen zur bildenden Gartenkunst“, in: Zandera 2007, hrsg. von Deutsche Gartenbaubibliothek e.V. Berlin 2007, Band 22, Nummer 1, S. 1-9.

Lauterbach, Iris: Sckell, Clarus Friedrich Ludwig von, in: Neue Deutsche Biografie, Berlin 2010, Band 24, S. 95–97.

Lauterbach, Iris: Münchner Lebensgefühl in Gefahr? Der Englische Garten in München leidet, in: Garten + Landschaft, April 2019, S. 64-65.

Lauterbach, Iris: Art. Friedrich Ludwig von Sckell, in: De Gruyter, Allgemeines Künstlerlexikon, Berlin / Boston 2019, Bd. 102, S. 383-384.

Lauterbach, Iris: „Methode, in der Natur zu zeichnen“ (1818): Friedrich Ludwig von Sckell und der Zauberstab des Gartenkünstlers, in: Stefan Albl, Anna Frasca-Rath und Berthold Hub (Hg.): Close Reading. Festschrift für Sebastian Schütze, Berlin: Verlag De Gruyter 2021, S. 654-667.

Rohde, Michael: The English Garden in Germany: Some Late Eighteenth-Century Concepts of the Landscape Garden, in: Capability Brown, Royal Gardener: The Business of Place-Ma- king in Northern Europe, hrsg. von Jonathan Finch, Jan Woudstra, York 2020, S. 151-164.

Seiler, Michael: Sckell und Lenné, in: Die Gartenkunst 14, 2002, Heft 2, S. 306–310.

Siemon, Gerhard: Die bildende Kunst des Gärtners Friedrich Ludwig von Sckell. Ein Werk der Erinnerung, in: Die Gartenkunst 14, 2002, Heft 2, S. 253–273.

Troll, Hartmut: Friedrich Ludwig von Sckell und Johann Michael Schweyckert. Einfluss Lancelot Browns im Werk zweier „Gartenkünstler, die sich vorzüglich in England gebildet hatten“, in: Die Gartenkunst 29, 2017, Heft 2, S. 268-278.

Troll, Hartmut: Friedrich Ludwig von Sckell und die Aufgaben des Gartenkünstlers Anfang des 19. Jahrhunderts, in: Gartenkünstler und ihr Wirken in historischen Gärten. Band 21, hrsg. Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, Regensburg 2018, 28-50.

Woudstra, Jan: The Sckell Family in England (1770–1830), in: Die Gartenkunst 14, 2002, Heft 2, S. 211–220.

Zimmermann, Wilhelm: Deutsche Gärten in Wort und Bild. Die Königlichen Gärten Oberbayerns in kunstgeschichtlicher und kritischer Beleuchtung, in: Die Gartenkunst 1902, Worms 1902, Jahrgang 4, Heft 3, Heft 3, S. 41-45.

Zuber, Brigitte: „Ein Volkspark, wie ihn keine andere Stadt der Welt aufzuweisen hat“. Die „Erweiterung des Englischen Gartens“ in München, 1933-1944, in: Iris Lauterbach (Hg.): Aspekte Münchner Gartenkunst 1825-1945: Gärten, Akteure, Institutionen, Worms 2021 (in: Die Gartenkunst 33, 2021), S. 121-130.