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Sckells Gärten und Parks

Schlosspark Wiesbaden-Biebrich

Überblick

Name der Anlage

Schlosspark Wiesbaden-Biebrich  

Verwalter

Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen, Staatliche Schlösser und Gärten Hessen

Adresse

Rheingaustraße 140, 65203 Wiesbaden

Fläche der Anlage

35 Hektar

Entstehungszeit

ab 1720

Zustand

erhalten

Über den Schlosspark

Hinter dem am Rheinufer gelegenen, später dreiflügelig ausgebauten Biebricher Schloss entstand in den 1720er-Jahren mit Hilfe des Baumeisters Maximilian von Welsch (1671–1745) im Auftrag von Fürst Georg August Samuel von Nassau-Idstein (1665–1721) ein erster Barockgarten. Nachdem Fürst Friedrich August von Nassau-Usingen (1738–1816) seine Residenz nach Biebrich verlegt hatte, ließ er durch Baumeister Friedrich Joachim Stengel Schloss und Garten weiter ausbauen.
Friedrich Ludwig von Sckell verwandelte das Areal zwischen 1817 und 1823 als sein letztes Großprojekt in einen englischen Landschaftspark. Er integrierte dabei Teile des axialen Grundrisses und den vorhandenen Bestand – etwa die damals schon alte Dicke Allee sowie die große Fontäne als Relikt des Barockgartens – in eine naturnah erscheinende Landschaft und erweiterte den Park nach Norden. Es gelang ihm, den 1.200 Meter langen und an der engsten Stelle nur 250 Meter breiten Garten als scheinbar weiten Park erscheinen zu lassen.

Schloss Biebrich
Schlosspark Wiesbaden-Biebrich, Blick auf das Biebricher Schloss, Foto: © Horst Goebel Görsroth, 2006
Schlosspark Wiesbaden-Biebrich, Blick auf das Biebricher Schloss, Foto: © Horst Goebel Görsroth, 2006
Große Sichtachse Schlosspark Wiesbaden-Biebrich
Schlosspark Wiesbaden-Biebrich, Große Sichtachse mit Blick von der Rotunde, Foto: © Horst Goebel Görsroth, 2006
Schlosspark Wiesbaden-Biebrich, Große Sichtachse mit Blick von der Rotunde, Foto: © Horst Goebel Görsroth, 2006

Mit Zuarbeit des Hofgärtners Wolz und des Oberstallmeisters Friedrich Heinrich Freiherr von Dungern realisierte Sckell dafür ein sich schlängelndes, sanft ansteigendes Wiesental – ein immer wiederkehrendes Element im Oeuvre von Sckell. Vom Schloss ausgehend, wird der Blick so bis zum Taunus-Gebirge gelenkt, ohne dass der Höhepunkt des Parks schon sichtbar wird: ein See mit der kleinen herzoglichen „Eremitage“ der Mosburg in Insellage. Die Wohnburg wurde auf Fundamenten einer Burganlage aus dem 12. Jahrhundert durch den Baumeister Carl Florian Goetz (1763–1829) im Jahr 1806 im neugotischen Stil errichtet und durch die Planungen von Sckell geschickt in Szene gesetzt.
Eindrucksvoll bis heute bleibt der Rundweg um den See mit immer neuen Sichten und Szenerien. Noch heute kann man gut die Steinsetzungen des ehemaligen Wasserfalls, welcher auch „Zischel“ genannt wurde, südlich der Mosburg erkennen. Auch mit dem im westlichen Gelände neu angelegten Nachtigallenbach schuf Sckell neben dem natürlichen Lauf des Mosbachs ein verzweigtes Wassernetz, das vom nördlichsten Punkt bis zum Rhein den gesamten Park belebt. Sckell nimmt hier Bezug auf die griechische Sagenwelt, in der Philomena in eine Nachtigall verwandelt wurde.

„Das Wasser ist die Seele eines Gartens; wo sich dieses findet, da läßt sich auch die Philomene mit allen übrigen Sängern der Wälder hören. Da schmückt sich die Natur mit ihren lebhaften Farben, und Floras Kinder erscheinen im bunten Gemenge am murmelnden Bach.“

– Friedrich Ludwig von Sckell, Beiträge zur bildenden Gartenkunst, S. 55

Ab 1846 hinterließ der herzogliche Gartendirektor Carl Friedrich Thelemann (1811–1889) mit Neupflanzungen seine Spuren im Schlosspark. Er brachte prachtvolle, später an Frankfurts Palmengarten übertragene Treibhäuser ein, deren exotische Pflanzensammlungen bei Pflanzenausstellungen 1850, 1854 und 1861 ein internationales Publikum anzogen und sogar auf der Weltausstellung 1867 in Paris zur Schau gestellt wurden. Aus jener Zeit stammt auch der auf barocken Grundmauern stehende und mit seinem Gewölbe erhaltene Eiskeller, der einst mit einem maurischen Tempel gekrönt war. Durch seine mediterrane Lage am Rhein und durch seinen großen Bestand an Altbäumen, großzügigen Wiesenflächen, einer Orangerie aus der Mitte des 19. Jahrhunderts und einen wiederhergestellten Obstgarten bezaubert der Biebricher Schlosspark vor der Kulisse der ehemaligen Nassauer Residenz bis heute seine Gäste.

– Dr. Inken Formann, Stella Junker und Eike Schwarz

Mosburg Schlosspark Wiesbaden-Biebrich
Schlosspark Wiesbaden-Biebrich, Mosburg, Foto: © Dr. Georg Peter Karn, 2009
Schlosspark Wiesbaden-Biebrich, Mosburg, Foto: © Dr. Georg Peter Karn, 2009
Schloss Biebrich Panorama
Schlosspark Wiesbaden-Biebrich, Blick auf das Biebricher Schloss, Foto: © Horst Goebel Görsroth, 2006
Schlosspark Wiesbaden-Biebrich, Blick auf das Biebricher Schloss, Foto: © Horst Goebel Görsroth, 2006

Impressionen

Literatur

Mathieu, Kai R. und Sonja Geurts: Schloss und Schlosspark Biebrich, Broschüre 8, Staatliche Schlösser und Gärten Hessen, Regensburg 2000.

Modrow, Bernd: Parkpflege im Schloßpark Biebrich, in: Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftspflege 1985. München 1985, Band 12, Nummer 85, S. 15-18.

Modrow, Bernd: Friedrich Ludwig von Sckell und der Schlosspark in Wiesbaden-Biebrich, in: Froschkönige und Dornröschen 2000/2001. Bad Homburg v.d. Höhe 2000/2001, Band 3, S. 65-67.

Modrow, Bernd: Anlässlich der Ausstellung in Wiesbaden-Biebrich, Bad Homburg v.d. Höhe 2002.

Overbeck, Ursula: Schlosspark Wiesbaden-Biebrich, Wiesbaden 1981.

Siemon, Gerhard: Sckell in Biebrich. Versuch über einen verlorenen Entwurf, in: Froschkönige und Dornröschen 2000/2001. Bad Homburg v.d. Höhe 2000/2001, Band 3, S. 72-81.

Siemon, Gerhard: Sckell in Biebrich. Versuch über einen verlorenen Entwurf, Großheubach 2002.

Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen: Parkpflegewerk Schlosspark Biebrich, Bad Homburg v.d. Höhe 1987.

Wilhelmi, Ferdinand: Chronik Biebrich Mosbach, Wiesbaden 1888.

Weitere Informationen finden Sie auf der Website der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen. &