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Sckells Gärten und Parks

Mainz Favorite

Überblick

 

Name der Anlage

Mainz Favorite

Verwalter

k.A.

Adresse

55131 Mainz

Fläche der Anlage

k.A.

Entstehungszeit

ab 1785 (Planung), zerstört 1793

Zustand

Nicht erhalten

Über die Favorite

Der für seine prachtvolle Lage am Rhein gegenüber der Mainmündung gerühmte Lustgarten Favorite in Mainz mit seinen Terrassen und Wasserspielen wurde im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts unter Kurfürst Lothar Franz von Schönborn angelegt. 1785 erhielt Sckell von Kurfürst Friedrich Karl Joseph von Erthal, für den er zuvor bereits in Schönbusch bei Aschaffenburg gearbeitet hatte, den Auftrag zur Erweiterung der Anlage auf dem Gelände des benachbarten, 1781 aufgelösten Kartäuserklosters.
"Perspectivischer Auffzug der Churfürstl. Mayntz. Favoriten, samt denen Lusthäusern, Fontainen und Cascaden, wie solche disseits deß Rheins lieget" - Gesamtansicht des Lustschlosses Favorite Mainz, Salomon Kleiner, 1726, Kupferstich, Foto: © Wikipedia

“Perspectivischer Auffzug der Churfürstl. Mayntz. Favoriten, samt denen Lusthäusern, Fontainen und Cascaden, wie solche disseits deß Rheins lieget” – Gesamtansicht des Lustschlosses Favorite Mainz, Salomon Kleiner, 1726, Kupferstich, Foto: © Wikipedia

“Perspectivischer Auffzug der Churfürstl. Mayntz. Favoriten, samt denen Lusthäusern, Fontainen und Cascaden, wie solche disseits deß Rheins lieget” – Gesamtansicht des Lustschlosses Favorite Mainz, Salomon Kleiner, 1726, Kupferstich, Foto: © Wikipedia
Laurenz Janscha: Stadtansicht von Mainz, im Vordergrund die Favorite, 1798, kolorierte Radierung (GDKE Landesdenkmalpflege)

Laurenz Janscha: Stadtansicht von Mainz, im Vordergrund die Favorite, 1798, kolorierte Radierung, © GDKE Landesdenkmalpflege

Laurenz Janscha: Stadtansicht von Mainz, im Vordergrund die Favorite, 1798, kolorierte Radierung, © GDKE Landesdenkmalpflege
Die Entwürfe Sckells sind nicht erhalten und auch sein ausführliches schriftliches Gutachten ist nur in Auszügen überliefert, die aber Rückschlüsse auf seine Planung gestatten. Sckell sah vor, die barocke Anlage mit ihrem geometrischen Grundriss weitgehend beizubehalten und die neuen Teile als Landschaftsgarten abzusetzen, „so daß nun beide in der folge sich ihre Verdienste nicht werden streitig machen; ein jeder wird für sich alleine bestehen und bewundert werden ohne des andern zuthun.“ Neben wenigen Staffageelementen, darunter ein Gesellschaftssaal und ein Wasserfall, setzte er vor allem auf die großartigen Aussichten auf Rhein und Main sowie auf die türmereiche Silhouette der kurfürstlichen Residenzstadt. Von den geschwungenen Wegen aus inszenierte Sckell eine Folge abwechslungsreicher Ausblicke, die von locker gepflanzten Gehölzgruppen in unterschiedlichen Farben und Formen gerahmt und belebt wurden, sich bei jeder Richtungsänderung gegeneinander verschoben und so „sich stückweise zwischen hohen Gruppen unter malerische Winkel zusammenziehen, dem Auge deutlicher werden und ebenso viele Gemälde vorstellen.“ Die außenliegenden Flächen sollten im Sinne einer Ornamental Farm landwirtschaftlich genutzt werden.
Wie weit die 1789 begonnene Anlage tatsächlich ausgeführt wurde und Sckells Planungen folgte, ist nicht bekannt. Eine Vorstellung vermitteln vielleicht zwei von dem Wiener Maler Laurenz Janscha um 1792 auf seiner Rheinreise geschaffene Ansichten, die den Garten im Vordergrund zeigen.
1793 wurde die Favorite bei der Belagerung von Mainz vollständig zerstört. Heute befindet sich an ihrer Stelle der ab 1819 angelegte kommunale Stadtpark.

– Dr. Georg Peter Karn

Laurenz Janscha: Blick von der Favorite auf die Mainmündung, 1798, kolorierte Radierung (GDKE Landesdenkmalpflege)

Laurenz Janscha: Blick von der Favorite auf die Mainmündung, 1798, kolorierte Radierung, © GDKE Landesdenkmalpflege

Laurenz Janscha: Blick von der Favorite auf die Mainmündung, 1798, kolorierte Radierung, © GDKE Landesdenkmalpflege

Impressionen

Literatur

Hallbaum, Franz: Der Landschaftsgarten. Sein Entstehen und seine Einführung in Deutschland durch Friedrich Ludwig von Sckell, 1750-1823, München 1927, S. 165-169.

Coudenhove-Erthal, Edouard: Die Kunst am Hofe des letzten Kurfürsten von Mainz, in: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte 10, Wien 1935, S. 56-86, hier S. 73/74.

Hannwacker, Volker: Friedrich Ludwig von Sckell. Der Begründer des Landschaftsgartens in Deutschland, Stuttgart 1992, S. 44/45.

Karn, Georg Peter: „[…] wo sonst eine ununterbrochene Stille herrschte, […] ist nun der Tanzsaal.“ Das Nachleben der Kartause, in: Kölsch, Gerhard und Winterer, Christoph (Hrsg.): Die Kartause von Mainz. Kunst und Geschichte des ältesten Kartäuserklosters in Deutschland. (Veröffentlichungen der Bibliotheken der Stadt Mainz, hrsg. von der Landeshauptstadt Mainz, Bd. 71), Oppenheim am Rhein 2021, S. 151-159, hier S. 152/153.

Lipowsky, Felix Joseph: Baierisches Künstler-Lexikon, München 1810, Band 2, S. 96.

Sckell, Friedrich Ludwig von: Beiträge zur bildenden Gartenkunst für angehende Gartenkünstler, München, 2. Auflage 1825. Nachdruck: Worms 1982. (Grüne Reihe, Band 5), S. XII.